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Tatjana lebte drei Jahre lang in einer Mutter/Kind-Einrichtung - Ein Erfahrungsbericht

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Ausflüge wie in den Westfalenpark nach Dortmund haben Tatjana und ihre Tochter immer sehr geschätzt.

Die junge alleinerziehende Mutter brauchte Hilfe, um ihre neue Rolle bewältigen zu können. Sie fand sie in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe Westuffeln der Von-Mellin'schen Stiftung. Hier ihr Erfahrungsbericht:

Werl - „Eine Wohngruppe für Mütter mit ihren Kindern? Ja! Die gibt es. Hallo, mein Name ist Tatjana (28, Name geändert) und meine Tochter heißt Luna (3). Ich möchte Euch gerne von meiner Zeit in der 'Muki' (Mutter/Vater-Kind-Einrichtung) berichten und habe daher gemeinsam mit meiner Bezugsbetreuerin einen Erfahrungsbericht geschrieben.

Vor genau drei Jahren kam meine Tochter zur Welt. Das Jugendamt riet mir, nach der Geburt in eine Mutter-Kind Einrichtung zu ziehen. Genauer gesagt, wurde mir nicht zugetraut, dass ich mich eigenständig um meine Tochter kümmern kann. Ich habe mir lange Gedanken gemacht, weil eigentlich wünscht man sich ja, mit seinem Kind nach Hause zu kommen. Da das Thema 'Rund ums Baby' neu für mich war, habe ich zugestimmt. So zog ich im August 2016 in die Mutter-Kind-Wohngruppe in Werl ein. Ich hatte in der Anfangszeit viele Ängste und Sorgen: Was wird von mir erwartet, 24 Stunden beobachtetet mich jemand, schaff ich das, wie sind andere Bewohner zu mir? Und auch die vielen Vorurteile, die man über Wohngruppen hört. Diese und viele andere Gedanken machten mir anfänglich den Alltag schwer. 40 Kilometer von zu Hause entfernt, mit immer wiederkehrenden Heimwehgefühlen, wollte ich beweisen, eine gute Mutter zu sein. Das setzte ich mir als Ziel.

Aktivitäten und Ausflüge

Neben den alltäglichen Aufgaben und Zuständigkeiten innerhalb der Gruppe, gibt es auch viele Aktivitäten und Ausflüge. Spaß und Freude wird in der „Muki" trotz des strukturierten Tagesablaufs großgeschrieben. Die vielen Angebote (wie Zoobesuche, Stadionbesuche, Freizeitparks, Babyschwimmen, Kino, Babymassagen und anderes) ließen uns als Gruppe zusammenwachsen. Dabei gibt es auch Angebote, an denen nur die Mütter/Väter teilnahmen, sodass auch wir für uns Zeit hatten und Kraft tanken konnten. Die Kinder wurden währenddessen in der Einrichtung betreut.

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Tatjana wird in Kürze die Einrichtung in der Neuerstraße verlassen; im Bild ist sie im Gespräch mit Erzieherin und Fachberaterin für Psychotraumatologie in Ausbildung, Laura Pasvos (links). © Schoplick

Meine größte Angst war, dass ich meine Tochter verlieren könnte und ich somit als Mutter versagt hätte. In die Mutterrolle reinzuschlüpfen, fiel mir in den ersten Monaten schwer, ich konzentrierte mich noch zu sehr auf meine Bedürfnisse anstatt auf die Bedürfnisse meiner Tochter. In regelmäßigen Reflexionsgesprächen mit meiner Bezugsbetreuerin, wurde immer offen mit mir über Beobachtungen und neue Entwicklungen gesprochen und diese reflektiert. Es half mir, mich Schritt für Schritt in die Mutterrolle einzufinden und meine Tochter im Fokus zu haben.

In den ersten Monaten wurde ich bei der Versorgung meiner Tochter viel unterstützt und bekam viele Tipps. Natürlich sind einem nicht immer alle Ratschläge zu Beginn plausibel oder man fühlte sich auch einfach mal durch die vielen Begleitungen gestört – ganz zu schweigen von Meinungsverschiedenheiten, die entstehen können. Aber all diese Unterstützungen halfen mir dabei, meinen Alltag und meine Rolle als Mutter kennenzulernen und anzunehmen. Und ganz ehrlich, jeder kennt Situationen, in denen er sich überfordert fühlt und sich Unterstützung wünscht. Ich bin dankbar dafür, dass ich sie hatte.

Viele neue Situationen

Viele neue und plötzliche Situationen oder gesundheitliche Veränderungen meiner Tochter überforderten mich schnell. Manchmal wusste ich nicht, was ich nun tun soll. Ich musste in meine Mutterrolle eben noch reinwachsen. Meine Bezugsbetreuerin begleitete mich, fuhr mit mir ins Krankenhaus oder war einfach mal für Gespräche da. Je länger ich in der Wohngruppe lebte, umso mehr wurde ich selbstständig. Schritt für Schritt wurde die Verselbstständigung geplant und im Vorfeld mit mir besprochen.

Es fing an mit: alleine mein Kind baden zu dürfen, das Babyphone nicht mehr abgeben zu müssen, quasi weniger „Kontrolle" und Begleitung. Im August letzten Jahres durfte ich in eine der zwei angrenzenden Wohnungen ziehen, die ebenfalls zur Einrichtung gehören. Hier lernte ich die vielen Tipps und das Erlernte auch weiter umzusetzen und konnte so beweisen, mit meinem Kind eigenständig leben zu können.

Ich brachte mein Kind morgens in den Kindergarten, ging einkaufen, kochte eigenständig Mittagessen und lebte quasi schon wie in einer eigenen Wohnung. Nebenbei geh ich ehramtlich einer karikativen Tätigkeit nach, die mich auch mal aus der Mutterrolle schlüpfen lässt. All diese Themen werden in der Wohngruppe mit einem erarbeitet.

Regelmäßige Gespräche mit dem Jugendamt und Fachkräften

Drei Jahre sind nun vergangen und ich kann mit Stolz sagen: Ich hab es geschafft, ich ziehe in meine eigene Wohnung. Trotz der positiven Entwicklung, die ich gemacht habe, war es mein Wunsch, auch nach der 'Muki' noch unterstützt zu werden. In den regelmäßigen Gesprächen mit dem Jugendamt und den Fachkräften der Einrichtung konnte ich diesen Wunsch äußern. Ich werde nun ambulant in meiner eigenen Wohnung, mit einem kleinen Zeitfenster, weiter betreut. Mir gibt es ein sicheres Gefühl, nicht sofort ganz alleine dazustehen, sondern einen Ansprechpartner bei Fragen und Schwierigkeiten im Bezug auf meine Tochter im Hintergrund zu haben. Mein zukünftiger Weg wird sein, dass ich für mich und meine Tochter ein schönes zu Hause einrichte, viele weitere schöne Momente schaffen werde und eine Ausbildung anstreben möchte.

Mein Rat: Stellt Fragen, vertraut Euch den Bezugsbetreuern oder nahestehenden Personen an und nehmt euch die Tipps und Ratschläge zu Herzen. Wenn man will, kann man alles schaffen. Die vielen Vorurteile und Ängste haben sich nicht bestätigt. In jedem steckt ein guter Vater/Mutter, man muss es nur wollen und seine Ziele immer vor Augen haben."

Hilfe für Schwangere, Mütter und Väter

Wer sind die Ansprechpartner?

Die Mutter/ Vater- Kind Einrichtung ist ein Hilfeangebot für Schwangere und Mütter/Väter, deren Lebenssituation gekennzeichnet ist durch: Krisen und Überforderung, mangelnde Zuwendung, drohende Kindeswohlgefährdung, Bindungsstörungen, Defizite in der Persönlichkeitsentwicklung sowie eine Notlage, die eine vorübergehende, stationäre Unterbringung und intensive Unterstützung erforderlich macht.

Tatjana wurde durch das für sie zuständige Jugendamt untergebracht. Hilfesuchende haben immer die Möglichkeit sich an das zuständige örtliche Jugendamt zu wenden – in Werl wäre es der Kreis Soest. Es muss nicht immer eine stationäre Unterbringung sein, manchmal reichen ambulante Hilfen oder andere Beratungsstellen, die einen in schwierigen Situationen unterstützen und oder begleiten können.

Der Bedarf solcher Unterstützungsangebote ist groß. Die Außenwohngruppe der Kinder- und Jugendhilfe Westuffeln jedenfalls ist mit sechs Wohnbereichen und Trainingswohnung zurzeit mit sechs Erwachsenen und sechs Kindern voll belegt. In der Regel bleiben die Mütter bzw. Väter und ihre Kinder zwischen drei und 36 Monaten in der Einrichtung. „Es suchen inzwischen auch immer mehr Väter Unterstützung," stellt der Leiter der Kinder- und Jugendhilfe Westuffeln, Michael Neuhaus, fest.

Die Wohngruppe ist im Walburgishaus, einer historischen Stadtvilla des Stifters von Mellin untergebracht. Im Nebengebäude gibt es eine Trainingswohnung.

Das Team besteht aus einer erfahrenen sozialpädagogischen Fachkraft als Leitung und sechs weiteren pädagogischen Fachkräften. Es wird ergänzt durch eine approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin sowie eine Hauswirtschafterin.

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Source: https://www.soester-anzeiger.de/lokales/werl/werl-tatjana-lebte-drei-jahre-lang-einer-mutter-kind-einrichtung-erfahrungsbericht-12847233.html

Posted by: acunaourst1985.blogspot.com

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